Wellensittiche: Die gefiederten Freunde des Menschen

Wellensittich spielt mit Ball
Wellensittiche spielen gerne - Foto: benedamiroslav / depositphotos.com

Wellensittiche gehören zu den beliebtesten Vogelarten überhaupt. Kein Wunder, denn anders als viele andere gefiederte Haustiere sind die bunten Sittiche sehr gelehrig, anhänglich und zudem besonders hübsch anzusehen. Was kaum jemand weiß: Eigentlich gehören die Wellensittiche zu den Papageien.

Neue Farbschläge erst nach und nach entdeckt

Um 1840 wurden die heute so beliebten Tiere zum ersten Mal in Gefangenschaft gehalten. Ursprünglich wurden die farbenprächtigen Vögel in England eingeführt und von dort aus nach ganz Europa mit dem Schiff transportiert. Erst durch die massenhafte Vermehrung um das Jahr 1880 wurden verschiedene neue Farbschläge bekannt, welche es vorher in dieser Art nicht in freier Wildbahn gab. In Belgien wurden zum ersten Mal überhaupt Sittiche gezüchtet, die eine intensive himmelblaue Färbung aufwiesen. Auch die dunkelgrüne Färbung wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg gezüchtet. Zum gleichen Zeitpunkt gelang es verschiedenen ambitionierten Züchtern, Tiere in den Farben Weißblau, Mauve und Kobaltblau zu züchten. Gelbe Vögel gab es hingegen schon seit jeher auch innerhalb der natürlichen Schwärme. Diese Exemplare wurden daher oftmals direkt eingefangen und nicht mühsam nachgezüchtet.

Australien – Heimat der Wellensittiche

Ursprünglich kommen die schönen Vögel aus Australien. Auf den nahegelegenen Inseln, wie der Cartierinsel und der Weihnachtsinsel, wurden die gefiederten Tiere allerdings nicht sesshaft. Vor allem im Buschland und in der Savanne sind die Tiere auch heute noch anzutreffen. Ursprünglich gab es den Wellensittich, wie oben bereits angedeutet, nur in einigen wenigen Farben. Die besonders bunten Exemplare entstanden lediglich aufgrund der gezielten Züchtung. In ihrer natürlichen Umgebung macht den Wellensittichen die lang anhaltende Dürre stark zu schaffen. Doch der Organismus der Tiere hat sich angepasst, weshalb die Vögel auch mehrere Tage ganz ohne Wasser auskommen. Allerdings sind die Vögel heute trotzdem wegen der zunehmenden Wasserknappheit bedroht. Das liegt vor allem daran, dass die australischen Farmer immer mehr Wasserquellen trockenlegen und die Vögel keine alternativen Gewässer finden.

In ihrer natürlichen Umgebung bewegen sich die schlauen Tiere ausschließlich in großen Schwärmen. Da die Vögel sehr klein und daher eine einfache Beute für größere Fressfeinde sind, brauchen die Sittiche den Schutz der Gruppe. Auf diese Weise können sich einzelne Tiere besser vor in Australien recht verbreiteten Raubvögeln schützen. Wellensittiche sind inzwischen bekannt dafür, dass sie eine Krankheit möglichst lange vor ihren Haltern und Artgenossen verbergen wollen. Das liegt vor allem an ihrer gefährlichen Umgebung in freier Wildbahn. Wird ein einzelnes Tier aufgrund einer Schwäche ausgegrenzt, so kommt das einem Todesurteil gleich. Außerhalb der Gruppe sind die Tiere Fressfeinden ausgeliefert.

Unterschiede zwischen Wildform und Zuchtform

Wie oben bereits angedeutet, besteht die optische Diversität der Wellensittiche nicht von Natur aus, sondern wurde nach und nach angezüchtet. Ursprünglich waren die Tiere grün mit gelben Masken und violetten Flecken an den Barten sowie Wangen. Die Größe und das Gewicht haben sich ebenfalls verändert. Die heute in Gefangenschaft lebenden Tiere sind ein wenig größer und in den meisten Fällen wesentlich schwerer als die wildlebenden Tiere. Die Wildform wiegt im Durchschnitt rund 30 Gramm, während Zuchtformen ein Gewicht von bis zu 60 Gramm und mehr erreichen.

Verschiedene Zuchtformen heute

Im Prinzip gibt es bei den heutigen Wellensittichen drei verschiedene Zuchtformen, welche von Laien fälschlich auch als Rassen bezeichnet werden. Allerdings handelt es sich bei den Formen Hansi-Bubi, Halbstandard und Standard nicht um separate Rassen, da sich lediglich die Form der Körper und die Struktur des bunten Gefieders wesentlich unterscheidet. Der Vergleich mit Hunde- oder Katzenrassen hinkt daher stark. Generell sind die verschiedenen Färbungen und Zuchtformen aufgrund von Mutationen entstanden. Bei diesen wird das Erbgut der Tiere verändert. Es gibt absichtlich von Züchtern herbeigeführte Mutationen, aber auch solche, welche in der Natur von selbst entstehen. Gerade im Bereich der Evolution einzelner Tierarten spielen Mutationen eine große Rolle. Ohne sie wären die heutigen Lebewesen nicht so gut angepasst an das Leben auf der Erde.

Während zu Anfang in der Regel noch solche Sittiche gehalten wurden, die der ursprünglichen Optik entsprachen, kamen mit der Zeit immer neue Farbschläge dazu. Der Zweite Weltkrieg sorgte allerdings dafür, dass viele neue Farbschläge vollständig oder fast vollständig ausgerottet wurden. Doch einige Tiere hatten den Krieg überlegt und landeten gegen 1950 und früher wieder in den deutschen Zoohandlungen. Hierbei handelt es sich um die ursprüngliche Zuchtform der Wellensittiche: die Hansi-Bubis.

Die Zuchtform Hansi-Bubi im Detail

Der klassische Hansi-Bubi hat eine Größe zwischen 16 und 19 Zentimetern und ein Gewicht von rund 40 Gramm. Diese Zuchtform gilt als die kleinste und leichteste Form der Wellensittiche. Die Tiere gelten zudem als besonders quirlig und kommen den ursprünglichen Wildformen recht nahe. In den deutschen Zoohandlungen werden vor allem die beliebten Hansi-Bubis angeboten. Erkennen kann man sie an den charakteristischen Tupfen am Kehlkopf und an den kurzen Bartfedern.

Die Zuchtform Halbstandard Wellensittich

Der Halbstandard ist mit rund 21 Zentimetern wesentlich größer als der Hansi-Bubi. Das Gewicht dieser Vögel beträgt zwischen 45 und 50 Gramm. Auch diese Zuchtform gibt es hin und wieder in den Zoohandlungen zu sehen. Die Vögel erkennen Laien am besten an den auffälligen Kehltupfen und an der ausgeprägten Stirn. Zudem sind die Augen nicht rund, sondern eher schlitzförmig.

Der Standard Wellensittich

Dieser Zuchtstandard ist mit 26 Zentimetern und einem Gewicht zwischen 55 und 60 Gramm sehr groß und schwer. Er wirkt insgesamt viel bulliger als die beiden anderen Zuchtformen und die Tupfen an der Kehle sind ebenfalls größer. Die Augen sind schwierig zu sehen, weil sich die ausgeprägte Stirn stark nach vorne wölbt. Das Gefieder ist besonders dicht und der Vogel wirkt sowohl im Hinblick auf seine Erscheinung als auch bei Bewegungen eher schwerfällig.