Das Leben mit einem Vierbeiner kann viele schöne Momente schaffen und den Alltag bereichern. Hunde kommen auf unterschiedlichsten Wegen zu uns. Mal werden sie spontan aus dem Tierheim oder ausländischen Tötungsstationen gerettet, mal ist die Anschaffung über einen Züchter lange im Voraus geplant. Doch egal, was Mensch und Hund zusammengeführt hat, die Idylle ist schnell vorbei, wenn der „beste Freund des Menschen“ ständig die Wohnung verwüstet, pausenlos bellt oder jeder Spaziergang im Leinen-Tauziehen endet. Damit das Zusammenleben eine Bereicherung und Freude ist, sind Bindungsaufbau und konsequente Erziehung unbedingt notwendig.
Beziehung und Bindung entstehen nicht über Nacht. Sie müssen wachsen und stetig gepflegt werden. Wenn ein Hund wild in Ihr Herz springt oder sich vorsichtig in Ihr Leben schnüffelt, beginnt für die unmittelbar Beteiligten eine neue Zeit. Alle müssen zunächst abklären, welche Eigenarten der andere hat und was erwünscht oder verboten ist. Ihr Hund kennt – insbesondere im Welpenalter – nicht automatisch die Benimmregeln der Menschenwelt, deshalb ist es Ihre Aufgabe, ihm beizubringen, wie er sich verhalten soll.
Hundeerziehung – Von Beginn an eine Herausforderung
Klarheit und Konsequenz helfen dem Vierbeiner, sich in seinem neuen Leben zurechtzufinden. Bereits am ersten Tag ihres Zusammenlebens sollten Sie deshalb mit der Erziehung Ihres Hundes beginnen. Wenn vom Menschen nicht erwünschte Verhaltensweisen sich erst einmal manifestiert haben, ist es umso schwieriger, alternatives Verhalten aufzubauen.
Damit ist nicht gemeint, dass Sie Ihrem vier Monate alten Welpen Kommandos wie „Sitz“, „Platz“ oder „Bleib“ beibringen sollen. Vielmehr geht es darum, Ihren Hund dabei zu unterstützen, sich in seinem neuen Leben und dem ungewohnten Umfeld zurechtzufinden. Sie müssen ihm zeigen, wo sich sein Rückzugsort und seine Näpfe befinden. Er muss erfahren, wo er sich erleichtern darf, damit er dies nicht an unerwünschten Stellen tut. Auch das neue Wohnumfeld – Haus samt Garten oder Wohnung in der Innenstadt – muss der Vierbeiner erst kennenlernen.
Je vertrauter die neue Welt wird, desto weiter darf sie auch werden. Die Sozialisation Ihres Hundes – also der Kontakt zu anderen Menschen und Tieren – ist ein wichtiger Baustein der Hundeerziehung. Doch überfordern Sie Ihren Hund am Anfang nicht und achten Sie möglichst genau auf die Signale, die er Ihnen gibt. Ist Ihr Hund entspannt oder angespannt? Ist er eher wild und gesellig oder mag er es ruhig?
Hund – Deutsch: „Hund“ verstehen
Die Körpersprache des Hundes ist nicht immer einfach zu durchschauen. Deshalb sollten Sie Ihre Fellnase – wann immer möglich – in Alltagssituationen genau beobachten. So haben Sie auch schnell seine Verhaltensmuster entschlüsselt.
Einen Aufschluss über den augenblicklichen Gemütszustand Ihres Hundes geben Ihnen beispielsweise:
- Körperspannung (angespannt oder entspannt)
- Haltung der Ohren (aufgestellt, angelegt oder entspannt)
- Haltung der Rute (aufgestellt, angelegt oder entspannt)
- Nacken- bzw. Rückenhaare (aufgestellt oder entspannt)
- Körperschwerpunkt (hoch oder tief)
- Gesichtsmuskulatur (angespannt oder entspannt)
- Blick (unruhig oder entspannt)
Achten Sie auf diese Signale, denn nur wenn Ihr Hund entspannt ist, wird er auf Ihre Ansprache adäquat reagieren.
Weitere Elemente der Hundesprache sind:
- Beschwichtigungssignale (Gähnen, Abwenden des Kopfes, Lecken der Schnauze und andere)
- Schwanzwedeln (hoher positiver oder negativer Erregungszustand)
- Bellen (Aufregung, Aufmerksamkeit, Angst, Frust, Abwehr, Verteidigung)
- Knurren (Anzeichen für Schmerzen, Unwohlsein, Angst, Verteidigung, Frust)
Um die verschiedenen Ausdrucksformen der Hundesprache und ihre Bedeutung zu entschlüsseln, muss immer auch der Gesamtkontext – also die jeweilige Situation – betrachtet werden.
Erst wenn Sie Ihren Hund verstehen, wird Ihre Hundeerziehung erfolgreich sein. Wenn Sie ständig aneinander vorbeireden bzw. bellen oder stets den falschen Zeitpunkt für Trainingseinheiten wählen, ist die Frustration vorprogrammiert. Denken Sie auch immer daran, dass Ihr Hund Ihr Partner und nicht Ihr Gegner ist. Wenn er also etwas falsch macht, tut er dies nicht, um Sie bewusst zu ärgern.
Deutsch – Hund: „Hund“ sprechen
Ein Hund, der nicht auf die Kommandos seiner Bezugsperson hört, ist immer auch ein Sicherheitsrisiko. Dabei vergessen Menschen allzu schnell, dass Hunde nicht generell dazu in der Lage sind, unsere Sprache zu verstehen. Sie lernen lediglich durch Wiederholung und Training die Klangbilder einzelner Worte oder Signale mit gewünschten Handlungen zu verbinden.
Elementare Voraussetzung für die Erziehung Ihres Hundes und ein erfolgreiches Hundetraining ist, dass er seinen Namen kennt. Nur wenn Charly weiß, dass Sie ihn meinen, wird er auch zu Ihnen laufen, wenn Sie rufen. Weitere Basiskommandos, die viele Hundebesitzer Ihrem Liebling beibringen, sind: „Platz“, „Sitz“, „Bleib“ und „Bei Fuß“. Ein sicherer Abruf dieser Kommandos und ein erfolgreicher Rückruf des Hundes sorgen für entspannte Momente auch auf unbekanntem Terrain.
Eindeutige Kommandos oder Signale sind die Grundlage dafür, dass Ihr Hund überhaupt in der Lage ist, Sie zu verstehen. Nutzen Sie also für das Auslösen eines erwünschten Verhaltens ein eindeutig festgelegtes Wort („Platz“) oder ein wiederkehrendes Signal (z.B. Markersignal, Clicker). Ihr Hund kann Sie nicht verstehen, wenn Sie gestern gesagt haben „Sitz“, und es heute heißt „Mein lieber Charly, setz dich doch bitte endlich hin“. Kurze, prägnante, gleichbleibende Ansagen oder Signale führen nach einem entsprechenden Training zum erhofften Verhalten.
Grenzen setzen und Alternativen aufzeigen
Nur wenn Sie erfolgreich die Sprache Ihres Hundes sprechen und Führungsqualitäten besitzen, wird Ihr Hund Sie als Rudelführer akzeptieren. Vermeiden Sie es – bei aller Zuneigung – Ihr Haustier zu vermenschlichen. Im Hunderudel mag Charly der Anführer sein, aber im Menschenrudel sind Sie der Chef. Indem Sie die Führungsposition übernehmen, geben Sie Ihrem Hund Sicherheit.
Grenzen setzen und Alternativverhalten aufzeigen sind zwei wesentliche Bestandteile der Hundeerziehung. Ein bewusstes Training bestimmter Situationen mit Wiederholungen eignet sich besonders gut, um unerwünschtes Verhalten ab- und Alternativen anzugewöhnen. Eine möglichst entspannte Atmosphäre, freundliche Ansprache und kleinschrittiges Trainieren von Alternativen bringen den schnellsten Erfolg. Hierbei ist es wichtig, dass bereits im Voraus ein klares Trainingsziel definiert wird. Was soll Ihr Hund künftig nicht mehr tun? Was kann Ihr Hund stattdessen tun?
Eine positive Mensch-Hund-Beziehung ist wesentlich vom Verhalten des Menschen geprägt. Daher ist es sinnvoll, regelmäßig auch Ihr eigenes Verhalten zu überprüfen und ggf. zu verändern. Sie stecken den Rahmen für die Verhaltensweisen Ihres Hundes ab, indem Sie ihn in angenehme oder unangenehme Situationen bringen. Vielleicht hat auch Ihr Hund Grenzen, deren Überschreitung er als überfordernd oder unmöglich empfindet. Wenn Sie Ihren Hund gut kennen, sollten Sie deshalb auch ab und zu die Hunde-Perspektive einnehmen. Gibt es Situationen, die für Ihren Hund unerträglich sind? Was können Sie tun, damit diese Momente künftig für Ihren Hund leichter werden?
Fazit: Brauchen nur große Hunde Erziehung?
Hundeerziehung ist eine Herausforderung, aber sie bringt viele Vorteile. Ein gut sozialisierter Hund, der seine Bezugsperson als Rudelführer akzeptiert und aufs Wort gehorcht, ist eine Bereicherung für Halter und Umwelt. Ein erzogener Hund, der wichtige Grundkommandos befolgt, ist schließlich überall gern gesehen. Sie als Hundebesitzer profitieren somit von einem entspannten Alltagsleben mit Hund, weil Sie ihn allein lassen und auch überall hin mitnehmen können. Ihr Hund wiederum gewinnt Sicherheit und Gelassenheit durch positive Führung und eindeutige Grenzen.
Die Größe oder Rasse des Hundes spielt bei der Frage nach der Hundeerziehung keine Rolle. Ein großer Hund, der auf dem Spielplatz den Katzen hinterherjagt und Passanten verängstigt, ist ebenso unangenehm, wie ein kleiner Kläffer, der jedem Spaziergänger beweisen muss, wie laut er bellen kann.
Hundeerziehung meint nämlich nicht, das ausschließliche Antrainieren von Kommandos, sondern damit einhergehend auch die Änderung unerwünschten Verhaltens. Wenn Charly durch liebevolle und konsequente Erziehung nicht mehr jault und bellt, wenn Sie das Haus verlassen, ist das nicht nur für Ihre Nachbarn ein Segen. Auch der kleine Charly selbst, kann die Zeit bis zu Ihrer Rückkehr nun stressfreier verbringen, weil Sie ihm Alternativen zum Frustbellen aufgezeigt und antrainiert haben. Dafür müssen verantwortungsvolle Hundebesitzer Zeit, Arbeit und Konsequenz investieren. Denn schließlich ist Hundeerziehung immer auch Beziehungsarbeit, die mit bedingungsloser Hingabe seitens Ihrer Fellnase belohnt wird.