Der Hundeführerschein – brauche ich sowas?

Hund wird abgeleint
Foto: crystalmariesing via Twenty20

Der Hundeführerschein gewinnt an Popularität. Immer mehr Hundehalter:innen wollen die Prüfung zusammen mit ihrem Hund ablegen. Für manche ist dies ein gemeinsames Mensch-Hund-Projekt, andere sind sogar verpflichtet, einen Hundeführerschein zu erwerben. Doch wofür ist so ein Hundeführerschein überhaupt gut und mit wie viel Aufwand ist der Erwerb des Hundeführerscheins verbunden?

Was ist ein Hundeführerschein?

Ein Hundeführerschein ist ein offizielles Dokument, welches Hundehalter:innen eine umfangreiche Sachkunde über Hunde und das souveräne Führen des eigenen Hundes bescheinigt. Ausgestellt wird der Hundeführerschein vom örtlichen Veterinäramt, welches mit vielen Sachverständigen zusammenarbeitet, die die Prüfungen für den Hundeführerschein durchführen. Der Hundeführerschein soll sicherstellen, dass Hundehalter:innen ihr Haustier artgerecht halten, auf die individuellen Bedürfnisse eingehen können und auch in Begegnungen mit anderen Hunden wissen, was zu tun ist.

In Niedersachsen beispielsweise ist der Hundeführerschein für alle verpflichtend, die sich einen Hund neu anschaffen wollen. Damit hat der Hundeführerschein in Niedersachsen eine sehr wichtige Funktion: Nur die Personen, die den Hundeführerschein erworben haben, dürfen einen Hund halten. Das Bundesland verspricht sich davon, weniger negative Vorfälle mit Hunden im Alltag zu haben, denn es gibt immer wieder Hunde, die partout nicht gehorchen wollen. In anderen Bundesländern, wie zum Beispiel Hamburg, gehen mit dem Erwerb des Hundeführerscheins Privilegien einher. So darf man hier den Hund trotz geltender Leinenpflicht auch ohne Leine führen.

Wer braucht einen Hundeführerschein?

Jedes Bundesland hat eigene Regeln in Bezug auf den Hundeführerschein. In den meisten Bundesländern ist der Erwerb des Hundeführerscheins freiwillig. Allerdings gibt es Privilegien, die genossen werden können, sobald der Hundeführerschein bestanden wurde. So darf man beispielsweise den Hund trotz Leinenpflicht ohne Leine führen oder bekommt als Belohnung eine vergünstigte Hundesteuer.

Zum Anschaffen eines Hundes ist der Hundeführerschein in Niedersachsen jedoch für alle verpflichtend. Egal, was für ein Hund angeschafft werden soll, jeder Hundehalter bzw. jede Hundehalterin muss den Hundeführerschein bestehen. Hier gibt es auch klare Fristen, die einzuhalten sind. Besitzt man in Niedersachsen keinen Hundeführerschein, kann es passieren, dass einem das Tier wieder weggenommen wird.

Landesweit müssen übrigens Halter:innen sogenannter „Listenhunde“ ihre Sachkunde unter Beweis stellen. „Listenhunde“ sind Hunderassen, die per Gesetz in Deutschland als (potenziell) gefährlich eingestuft wurden. Typische Hunderassen, die auf den Rasselisten stehen, sind zum Beispiel der American Staffordshire Terrier, der Bullterrier oder auch der American Pit Bull Terrier. Solche Hunde müssen häufig Wesenstests bestehen und werden nur an Halter:innen abgegeben, die eine entsprechende Sachkunde vorzuweisen haben. Der Hundeführerschein ist hierfür ein geeignetes Dokument, um die Erlaubnis zum Halten eines „Listenhundes“ zu erhalten.

Wie läuft die Prüfung ab?

 Um den Hundeführerschein zu erhalten, muss eine Prüfung abgelegt werden. Die Prüfung ist recht komplex und teilt sich in einen theoretischen und einen praktischen Prüfungsteil auf.

Im theoretischen Prüfungsteil wird das theoretische Wissen rund um Hunde und deren Haltung abgefragt. Bei einem Multiple-Choice-Test, der am Computer durchgeführt wird, werden Fragen aus vielen verschiedenen Bereichen rund um den Hund gestellt. Es gibt Fragen zur Haltung von Hunden, der Hundeerziehung und der Hundegesundheit. Auch rechtliches sowie spezifische Rassekenntnisse werden abgefragt. Das Zeitfenster zum Beantworten der Fragen beträgt 60 Minuten. Wenn anschließend mindestens 80% der Fragen richtig beantwortet wurden, gilt der Theorieteil als bestanden und die Person erhält die Zulassung zum praktischen Prüfungsteil.

Im praktischen Prüfungsteil muss das Team aus Mensch und Hund zeigen, dass sie gemeinsam viele verschiedene Alltagssituationen meistern können. Besonders im Fokus steht dabei das Verhalten des Hundes und dessen Gehorsam. Die Praxisprüfung beginnt meistens mit verschiedenen Gehorsamkeitsübungen. Die Kontrolle des Hundes mittels Kommandos wird im Nah- und Fernbereich, an der Leine und ohne Leine sowie ohne und mit Ablenkung durch andere Personen geprüft. Mindestens drei Grundkommandos muss der Hund beherrschen. Meist werden die Kommandos Sitz, Platz, Bleib und/oder Steh abgeprüft. Auch der Rückruf sowie die allgemeine Leinenführigkeit werden bewertet. Nach diesen Gehorsamkeitsübungen begibt sich das Mensch-Hund-Team auch noch in eine Alltagssituation. Dort wird beobachtet und bewertet, wie sich ein Hund in einer Umgebung mit vielen verschiedenen Reizen verhält und ob er auch jetzt noch kontrollierbar bleibt. Meist findet dieser Teil der praktischen Prüfung in einer Fußgängerzone oder auch in einem Café statt.

Wer darf die Prüfung für den Hundeführerschein ablegen?

 Um die Hundeführerscheinprüfung ablegen zu dürfen, müssen ein paar Kriterien erfüllt sein:

  1. Der/die Hundeführer:in muss mindestens 16 Jahre alt sein
  2. Der Hund muss mindestens 12 Monate alt sein
  3. Der Hund benötigt einen gültigen Impfschutz und muss gechipt sein
  4. Für den Hund muss eine gültige Tierhalter-Haftpflicht-Versicherung abgeschlossen sein

Sind all diese Kriterien erfüllt, kann die Prüfung für den Hundeführerschein abgelegt werden. Wichtig zu wissen ist, dass der Hundeführerschein immer nur für das geprüfte Team aus einem Menschen und dem Hund ausgestellt wird. Gibt es also in einem Haushalt mehrere Hundeführer:innen, müsste jede Person einzeln die Prüfung ablegen.

Übrigens: Kostenlos ist der Hundeführerschein nicht! Je Prüfungsdurchgang werden meist um die 100€ fällig.

3 Tipps zur Prüfungsvorbereitung

 Eine umfangreiche Vorbereitung gehört auch zum Hundeführerschein dazu. Wer gut vorbereitet ist, wird die Prüfung direkt beim ersten Mal bestehen und kann sich so Folgekosten von weiteren Durchgängen sparen.

  1. Theorieteil nicht unterschätzen

Wer denkt, dass der Theorieteil mal eben so absolviert werden kann, der irrt. Die Fragen sind ganz schön knifflig. Außerdem weiß man vorher nicht, aus welchen Bereichen die Fragen gestellt werden. Daher sollte sich der Mensch im Vorfeld viel belesen und wird Einiges über Hunde, deren Verhalten, der Haltung und vieles mehr lernen müssen. Für diesen Zweck gibt es extra Bücher zu kaufen, die alle wichtigen Themen besprechen. Manche haben sogar einen Fragenkatalog.

  1. Trainingsplan erstellen

Für die praktische Prüfung muss vor allem der Hund viel lernen. Um hier strukturiert vorzugehen und den Hund nicht zu überfordern, sollte ein Trainingsplan erstellt werden. So kann man sicherstellen, dass man nichts vergisst zu üben.

  1. Professionelle Hilfe holen

Bevor man sich zur Hundeführerscheinprüfung anmeldet, schadet es nicht, auch einmal einen Fachmann bzw. eine Fachfrau den Trainingsstand beurteilen zu lassen. Örtliche Hundeschulen und einige Vereine bieten solche Check-Up’s an.