Ratgeber für die Pflege und Haltung von Vögeln

Artgerechte Haltung von Wellensittichen
Ein breiter Käfig, echte Äste und Spielzeug sind Mindestanforderungen für die artgerechte Vogelhaltung | © Alexander / stock.adobe.com

Vögel sind faszinierende und liebenswerte Haustiere, die sowohl Freude als auch eine beruhigende Präsenz in jedes Zuhause bringen können. Ihre Pflege und Haltung erfordert jedoch spezielle Kenntnisse und Verantwortungsbewusstsein. Dieser Ratgeber bietet grundlegende Informationen und Tipps, um eine artgerechte Haltung sicherzustellen.

Geeigneter Käfig oder Voliere

Die Auswahl des richtigen Käfigs oder der richtigen Voliere sind entscheidend. Dieser sollte geräumig genug sein, damit die Vögel fliegen und sich frei bewegen können. Es ist sinnvoll, dass die Stäbe horizontal angeordnet sind, damit die Vögel klettern können, und der Abstand zwischen den Stäben sollte der Größe des Vogels angepasst sein, um Ausbrüche oder Einklemmungen zu verhindern. Ein Vogel Ratgeber unterstützt bei der Auswahl.

Ein genereller Richtwert für Käfige: je größer der Käfig, desto besser. Ein Paar Wellensittiche sollte, nach heutigem Wissensstand, selbst bei täglichem Freiflug, einen Käfig mit mindestens 1 Meter Breite und 60 cm Höhe haben. Große Papageien brauchen mehr Platz. Hier ist ein Mindestmaß von 2 Meter Breite und eine Höhe von mindestens 1 Meter empfehlenswert.

Beim Stababstand gilt: Je kleiner der Vogel, desto enger sollten die Stäbe zusammenstehen. Für Wellensittiche sollte der Abstand beispielsweise nie mehr als 1 cm betragen, besser weniger. Papageien sind größer und können deshalb auch einen größeren Abstand zwischen 2 und 3 cm haben.

Für eine Außenvoliere gibt es andere Ansprüche: bereits bei Wellensittichen sollte die Voliere mindestens 2 Meter Länge und 2 Meter Höhe aufweisen. Die Breite kann bei ungünstigen Platzverhältnissen auf 1 bis 1,50 Meter beschränkt werden, aber die horizontale Flugrichtung muss möglichst lang sein. Größere Vögel brauchen deutlich mehr Platz. Generell gilt, dass die Voliere gar nicht groß genug sein kann. Vögel müssen fliegen können und ein paar Meter Platz ist schon sehr beengt.

Beim Volierendraht ist auf rostfreies und unverzinktes Material zu achten. Wellensittiche zum Beispiel halten sich gerne mit dem Schnabel am Gitter fest und nehmen dann die Zinkbeschichtung auf, was zu Vergiftungen führen kann. Wir empfehlen zum Schutz vor Greifvögeln, die mit Ihren Krallen am Gitter hängende Wellensittiche verletzten können, einen doppelten Volierendraht mit etwas Platz dazwischen. Achten Sie auch darauf, dass sich keine Tiere unter der Voliere hineingraben können. Optimal ist ein festes Fundament, was allerdings auch teuer ist.

Ein Schutzraum und eine Schleuse sind für Außenvolieren wichtig, damit die Vögel sich a) bei schlechtem Wetter zurückziehen können und b) nicht entwischen.

Standort

Der Standort des Innen-Käfigs sollte hell, zugluftfrei und weit entfernt von direkter Sonneneinstrahlung oder Heizkörpern sein. Vögel sind empfindlich gegenüber plötzlichen Temperaturänderungen, daher ist es wichtig, einen stabilen Standort zu wählen. Der Käfig sollte allerdings nicht direkt neben einem Fenster stehen, da dies Zugluft verursachen kann.

In jedem Fall sollte der Käfig auf Kopfhöhe (1,60 Meter aufwärts) stehen. Vögel sind Fluchttiere und mögen es nicht, wenn Menschen über Ihnen sind.

Wellensittiche benötigen viel Tageslicht, und regelmäßiges UV-Licht. Fenster schlucken viel UV-Licht, daher sind, insbesondere im Winter, zusätzliche UV-Lampen wichtig.

Außerdem lieben sie Gesellschaft, sodass ein Standort in einem Familienzimmer ideal ist. Für Kanarienvögel ist ein ruhiger Raum ohne laute Geräusche optimal. Papageien, wozu auch Wellensittiche zählen, wiederum lieben Unterhaltung. Deshalb sollten sie in einem aktiven Teil des Hauses untergebracht werden, um regelmäßige Interaktion zu gewährleisten.

Ernährung

Je nach Vogelart variiert die optimale Ernährung. Während einige Vögel hauptsächlich von Samen leben, benötigen andere eine Vielfalt von Früchten, Gemüse und tierischem Protein. Frisches Wasser sollte täglich zur Verfügung gestellt werden.

Da die einzelnen Vogelarten spezifische Vorlieben haben, sollte das Futter auf sie abgestimmt sein. Wellensittiche lieben etwa eine Mischung aus Hirsearten, wie Silberhirse, Platahirse, Rote Hirse und Senegalhirse. Kanarienvögel bevorzugen die sogenannte Kanariensaat, Leinsamen, Negersaat, Hanfsaat und Sesam. Ein kleiner Kalkstein oder Sepiaschale für die Mineralienzufuhr ist ebenfalls empfehlenswert.

Wellensittiche und andere Vögel benötigen im übrigen Grit für den Muskelmagen, so dass immer eine Schale mit sogenannten Magensteinchen anzubieten ist.

Verschiedene Tees, wie Salbei, Spitzwegerich, Schachtelhalmkraut, Löwenzahn und andere (bitte zwingend nur in Apotheken-Qualität, z.B. von Sidroga)  helfen, die Tiere mit gesunde Nähr- und Bitterstoffen zu versorgen.

Täglich frisches Gemüse, wie z.B. Kohlrabi, Zucchini, Paprika (Haut abgezogen oder in Bio-Qualität), geschälte Gurke, Stangensellerie und viele weitere, sowie und ab und an ein Stück Obst (Apfel, Banane, Orange, etc.) sind Pflicht.

Beschäftigung und Spielzeug

Vögel sind intelligente Wesen, die mentale Stimulation und Beschäftigung benötigen. Geeignetes Spielzeug, Klettergerüste und tägliche Freiflugzeiten (in einem sicheren Raum) können helfen, Langeweile und Verhaltensprobleme zu verhindern. Die tägliche Freiflugzeit sollte mindestens 12 Stunden betragen.

Sauberkeit

Der Käfig sollte regelmäßig gereinigt werden, um Krankheiten vorzubeugen. Dies beinhaltet das tägliche Entfernen von Kot, das wöchentliche Wechseln des Bodenbelags und das monatliche Desinfizieren des gesamten Käfigs. Hier bietet sich statt Chemie eine Lösung aus Essig-Essenz und Wasser an.

Gesundheitsüberwachung

Regelmäßige gesundheitliche Überprüfungen durch einen auf die gefiederten Freunde spezialisierten Tierarzt sind in der Regel nicht nötig. Es ist allerdings ratsam, die Gewohnheiten des Vogels zu beobachten und bei Anzeichen von Krankheit oder Verhaltensänderungen schnell zu handeln. Vögel sind aufgrund Ihrer Veranlagung als Fluchttiere Meister im Verstecken von Krankheiten und Schmerzen. Achten Sie auf lustlose und aufgeplusterte Vögel und fahren Sie lieber einmal zu viel zum Tierarzt.

Wichtig: nur ein vogelkundlicher Tierarzt mit Zusatzausbildung kann dem Vogel vollumfänglich helfen. Tierärzte ohne Zusatzausbildung haben oft weder das nötige Wissen zur Diagnose, noch zur Behandlung.

Sozialer Kontakt

Vögel müssen immer zu zweit oder besser, im Schwarm, gehalten werden. Die meisten Vögel sind soziale Tiere und können von der Gesellschaft von Artgenossen profitieren. Aber: nicht jede Vogelart verträgt sich mit anderen (z.B. Agarporniden nicht mit Wellensittichen). Hier gilt es vorher zu klären, ob die gewünschten Arten zusammen zu halten sind.